Vor 50 Jahren, am 10. Oktober 1971, fanden vorgezogene Nationalratswahlen statt; die SPÖ mit ihrem Spitzenkandidaten Bruno Kreisky erreichte die absolute Mehrheit. Begonnen hatte der Erfolgslauf schon früher. Ein Rückblick in Wahlplakaten aus der Sammlung Kunisch, einer fotografischen Dokumentation von Wahlkämpfen nach 1945.
Seit 1966 regierte die ÖVP allein. Im Jahre 1967 wurde Bruno Kreisky Vorsitzender der SPÖ. Sein Ziel: Die SPÖ aus ihrem Tief herauszuführen. 1970 sollten Nationalratswahlen stattfinden.
Noch kein Wahlplakat: Frischer Wind für Österreich (SPÖ, 1970)
VGA Sig. 5/1006
Ende der 1960er Jahre geriet die Wehrpflicht in die Diskussion. Ein Volksbegehren kam zwar nicht zustande,
aber die Parole „Sechs Monate sind genug“ trug zum SPÖ-Wahlerfolg bei. (Liberale Partei Österreichs, 1970)
VGA Sig. 5/1004
positiv... (SPÖ, 1970)
VGA Sig. 5/1010
...modern... (SPÖ, 1970)
VGA Sig. 5/1011
...zukunftsweisend... (SPÖ, 1970)
VGA Sig. 5/1012
...sozial (SPÖ, 1970)
VGA Sig. 5/1013
Unzufriedenheit mit der bisherigen Regierung … (SPÖ, 1970)
VGA Sig. 5/1008
… die Folgen spürten viele im Geldbörsel (SPÖ, 1970)
VGA Sig. 5/1009
ÖVP in der Defensive (ÖVP, 1970)
VGA Sig. 5/1022
Unterschwellige Angstparolen (ÖVP, 1970)
VGA Sig. 5/1023
Antisemitische Anspielung:
Konkurrent Kreisky ‒ kein echter Österreicher? (ÖVP, 1970)
VGA Sig. 5/1015
Schaukelpolitik: Am 16. Jänner 1970 hatte die FPÖ eine Koalition mit der SPÖ ausgeschlossen,
mit der ÖVP aber für „jederzeit möglich“ erklärt. Der rote Bundeskanzler kam dennoch ‒
mit Duldung der Freiheitlichen. (FPÖ, 1970)
VGA Sig. 5/1000
Die Wahlen am 1. März 1970 brachten der SPÖ mit 48,2% einen Erdrutschsieg, vor der ÖVP (44,8%) und der FPÖ (5,5%).
Durch eine Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes musste die Wahl in
einigen Wiener Bezirken am 4. Oktober 1970 wiederholt werden. (SPÖ, 1970)
VGA Sig. 5/1052
Bei der Nachwahl wollte die ÖVP ihr Ergebnis verbessern,
verlor aber ein weiteres Mandat, und zwar an die FPÖ. (ÖVP, 1970)
VGA Sig. 5/1027
Die SPÖ erreichte 81 Mandate (ÖVP 78, FPÖ sechs) und damit die relative Mehrheit.
Der Slogan wurde auch bei der Wahl 1971 verwendet. (SPÖ, 1970)
VGA Sig. 5/1055
Am 25. April 1971 fand die Wahl des Bundespräsidenten statt.
SP-Kandidat Franz Jonas hatte dieses Amt schon bisher bekleidet. (SPÖ, 1971)
VGA Sig. 5/1062
Herausforderer Kurt Waldheim war Außenminister für die ÖVP gewesen.
Später, in den 1980er Jahren, erlangte diese Werbebotschaft durch die
Diskussion um Waldheims Kriegsvergangenheit weltweite Bekanntheit. (ÖVP, 1971)
VGA Sig. 5/1071
Für Franz Jonas warb ein Komitee aus bekannten Persönlichkeiten, im Bild der Schauspieler Dietmar Schönherr,
der Fußballer Leopold Grausam, die Sängerin Marianne Mendt und
der Kinderarzt Univ. Prof. Dr. Walter Swoboda. Jonas gewann die Wahl.
VGA Sig. 05/1065
Allzu lange wollte Kreisky das Risiko einer Minderheitsregierung nicht eingehen.
Bereits am 10. Oktober 1971 wurde wieder gewählt,
um „klare Verhältnisse“ zu schaffen. (SPÖ, 1971)
VGA Sig. 5/1087
Die ÖVP wurde überrascht. Im Juli 1971 stellte die SPÖ einen Antrag auf Neuwahlen. (ÖVP, 1971)
VGA Sig. 5/1081
Positive Botschaften: Die SPÖ verbreitete Optimismus. (SPÖ, 1971)
VGA Sig. 5/1089
Die ÖVP kopierte die SPÖ-Strategie und setzte ebenfalls auf einen Wohlfühl-Wahlkampf. (ÖVP, 1971)
VGA Sig. 5/1089
Kurz vor dem Wahltag rechnete die SPÖ vor, dass die Verwirklichung des ÖVP-Programms 40 Milliarden Schilling kosten würde. (ÖVP, 1971)
VGA Sig. 05/1101
Kreisky beherrschte den Wahlkampf.
Plakate mit seinem Porträt gab es jedoch bei dieser Wahl noch keine. (SPÖ, 1971)
VGA Sig. 5/1094
Weitere Schmierereien: Dass Friedrich Peter im Zweiten Weltkrieg Mitglied einer SS-Vernichtungseinheit war, wurde erst 1975 öffentlich bekannt. (FPÖ, 1971)
VGA Sig. 5/1108
Die SPÖ-Wahlkampagne richtete sich auch an Studierende. (SPÖ, 1971)
VGA Sig. 5/1095
Die KPÖ grenzte sich von den anderen Parteien ab und sprach Unzufriedene an. (KPÖ, 1971)
VGA Sig. 5/1116
Anfang 1972 hatte die Regierung Kreisky schon viele Wahlversprechen umgesetzt. (SPÖ, 1972)
VGA Sig. 5/1122
Der Triumphator:
Erst im nächsten Wahlkampf (1975) erschien auch Kreiskys Bild auf Plakaten. (SPÖ, 1975)
VGA Sig. 5/1129
Insgesamt gewann Bruno Kreisky fünf Wahlen und war der am längsten amtierende Bundeskanzler der Republik Österreich.
Herausgeber:
VGA - Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung
Bilder/Plakate:
VGA Sammlung Kunisch
Text und Auswahl:
Veronika Kaiser
Herstellung:
transForm - digitale medien